Pheromone statt Insektizide
Wir verzichten auf Insektizide – denn es geht auch ohne!
Im Weinbau gibt es einen tierischen Schadorganismus, der ohne Bekämpfungsmaßnahmen in aller Regel die Schadschwelle überschreitet und enorme Schäden anrichtet. Es handelt sich dabei um die beiden Arten des Traubenwicklers, die in unseren Breiten zwei bis drei Generationen in Laufe der Vegetationsperiode hervorbringen. Seine Fraßschäden schaffen Eintrittspforten für Pilzinfektionen, wodurch bis zur Ernte das Lesegut zu 100% verdorben sein kann. Bis in die jüngste Vergangenheit erfolgte die Bekämpfung mit Insektiziden. Im Jahr 2003 haben wir uns mit den anderen 74 Bewirtschaftern von Weinbergen in den Gemarkungen Mölsheim und Wachenheim zu einer Anwendergemeinschaft im biotechnischen Pflanzenschutz zusammengeschlossen, um den Traubenwickler biologisch im Konfusionsverfahren zu bekämpfen. Dieses Verfahren funktioniert jedoch nur flächendeckend, möglichst alle Bewirtschafter müssen sich beteiligen.
Wie im Bild zu sehen werden, über die gesamte Weinbergsfläche einer Anwendergemeinschaft in einem Raster von 500 Stück / Hektar Dispenser aufgehängt, die den Sexuallockstoff der Traubenwicklerweibchen konstant abdampfen. So entsteht über die gesamte Vegetationsperiode eine künstliche Wolke dieses Lockstoffs, die individuellen Duftspuren der weiblichen Traubenwickler werden überdeckt. Das hat zur Folge, dass die Männchen die Weibchen nicht mehr finden und Begattungen sowie die Ablage befruchteter Eier unterbleiben. Lediglich zufällig kommt es noch zur Vermehrung der Wickler, die Schadschwelle wird nicht mehr erreicht.
Zur Kontrolle des Verfahrens werden zusätzlich Lockstofffallen, die einen Leimboden besitzen und den selben Sexuallockstoff wie die Dispenser und echte Falterweibchen abgeben, im Weinberg in Höhe der Traubenzone aufgehängt. So wird den Faltermännchen ein Falterweibchen vorgegaukelt, das sie begatten wollen. Sie landen aber auf dem Leimboden und sind dann gefangen.
Durch regelmäßiges Kontrollieren der Fallen und Auszählen der gefangenen Männchen kann das Funktionieren der Methode überwacht werden. Sind keine Falter gefangen, gab es auch keine Begattungen.